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Sanftmütiger Regierungsantritt im Zeichen des Lichtes

Der Regierungsantritt eines Königs oder eines Präsidenten (wie jüngst in den USA) lässt zumeist schon einiges erahnen vom Stil der bevorstehenden Regierungszeit. Wer sich schreiend und polternd....
Eine Hand hält eine brennende Kerze in einem Glas und die andere Hand ist schützend über die Flamme gehalten
Datum:
1. Feb. 2025
Von:
Verfasser des Textes: Monsignore Michael Becker

von allem Anfang an in Szene setzt, von dem wird man befürchten müssen, dass er auch in seinem Regierungsstil die Ellbogen mächtig einsetzen wird. Und wer schon bei der Einsetzung das große Wort führt, von dem wird man nicht unbedingt bedächtige Überlegenheit erwarten dürfen.

Katholischerseits wird an diesem Sonntag weltweit das Fest der Darstellung des Herrn (früher „Mariä Lichtmess“ genannt) gefeiert, mit dem früher liturgisch die Weihnachtszeit endete. In der Mitte dieses Festes steht die Ankunft Jesu im Jerusalemer Tempel und es greift dabei zurück auf einen alttestamentlichen Propheten, der den Bewohnern Jerusalems das Kommen des Herrn zum Tempel verheißt, um Israel zu erneuern. Und diese Verheißung sah man dann in Jesus erfüllt, da die Eltern Jesu ihr neugeborenes Kind von Bethlehem nach Jerusalem hinaufbrachten, um es Gott zu weihen, wie das im jüdischen Gesetz vorgesehen war (nachzulesen im Lukasevangelium 2, 22-40).

Jesus wird also von seinen Eltern zum Tempel gebracht und tritt seine „Regierungszeit“ an – und das geschah genau am 40. Tag nach Weihnachten. Schon diese präzise Zeitangabe weist darauf hin, dass Jesus seinen Regierungsantritt nicht anders wählt als bereits seinen Welteintritt bei der Geburt: nämlich in Armut und Ohnmacht. Und die Person, die hier ihre Regierungszeit beginnt, zeigt erst recht, wie diese aussehen wird: Er kommt als Kind in den Tempel und damit in elementarer Sanftmut. Schon von allem Anfang an soll somit also deutlich sein, welches der Regierungsstil dieses Kindes sein wird. Sein Regierungsmotto heißt, um es mit einem chinesischen Sprichwort auszudrücken: „Wer sanft auftritt, kommt weit!“

Auch wenn er nach menschlichem Ermessen mit diesem Programm gescheitert ist (er endete, wie wir wissen, schändlich am Kreuz), so ist seitdem die Sanftmütigkeit doch weiterhin das Programm Gottes geblieben. „Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben!“ (vgl. Mt 5,5) hat Jesus später den Seinen aufgetragen. Und allen Kriegen und Bürgerkriegen zum Trotz kann die Gewalt niemals als Mittel zur Lösung von Konflikten dienen! Sie bleibt im umfangreichen Vokabular Gottes schlicht und einfach ein Fremdwort.

Das heutige Fest, an dem traditionell in den katholischen Kirchen auch die Kerzen gesegnet werden, führt uns also einerseits nochmals zurück an die Krippe von Bethlehem (Weihnachten) und weist uns andererseits voraus auf das Kreuz von Golgota (Ostern). Es zeigt auf, dass also die Armut der Krippe und die Ohnmacht des Kreuzes untrennbar zusammengehören.

Die brennenden Kerzen, mit der die Gläubigen an diesem Festtag in Prozession durch die Kirchen ziehen, können uns auch als Kirche Mahnung sein. Sie wollen uns daran erinnern, dass das Licht der Sanftmut, das über diesem Tag leuchtet, auch unser Handeln bestimmen sollte. Lassen wir uns deshalb von diesem sanftmütigen Weg Jesu zu uns Menschen auch heute bewegen.

 

Monsignore Michael Becker,

Dekan im Pastoralen Raum Bitburg